Erinnerungen an Prof. Manfred Kany zum 100

 

Geburtstag: Am 31. Mai 2022 wäre Prof. Manfred Kany 100 Jahre alt

Prof. Manfred Kany (*1922; †2011) studierte in Darmstadt Bauingenieurwesen und wurde anschließend an der Technischen Hochschule Darmstadt Assistent und Mitarbeiter von Prof. Detig am Lehrstuhl und der Versuchsanstalt für Wasserbau und Grundbau, wo er 1955 promovierte. Seine Dissertation beschäftigte sich mit der Berechnung von Gründungskörpern auf nachgiebiger Unterlage.
1955 übernahm Kany die Aufgabe, in der Landesgewerbeanstalt Bayern in Nürnberg das Fachgebiet Grundbau einzuführen. Mit einfachsten Mitteln baute er das LGA-Grundbauinstitut – heute der Bereich Geotechnik – auf, das unter seiner Leitung schnell wuchs. Dem Direktorium gehörte er seit 1974 an. Das LGA-Grundbauinstitut wurde von Kany 32 Jahre lang erfolgreich geleitet, bis er 1987 nach Erreichen der Altersgrenze in den wohlverdienten Ruhestand trat.
Im Jahr 1961 wurde am Grundbauinstitut der LGA von Kany erstmalig vorgeschlagen, elektronische Rechenanlagen für die Berechnung von Setzungen einzusetzen. Zu diesem Zweck wurde für die Elektronenrechenanlage ZUSE Z 23 ein Rechenprogramm entwickelt und auf der Deutschen Baugrundtagung Berlin 1964 vorgestellt. Er war einer der Weltpioniere, der zum ersten Mal weltweit ein Computerprogramm für Setzungsberechnungen entwickelte.
Die Anwendung der geotechnischen Software spielte für Kany bei allen Arbeiten des LGA-Grundbauinstituts eine entscheidende Rolle. Der Computer hat Kany sein gesamtes Berufsleben bis kurz vor seinen Tod begleitet. Er kann deshalb im Zusammenhang mit Zuse – dem Erfinder des Computers – als der Begründer der Numerik in der Geotechnik bezeichnet werden.
Aufbauend auf seiner Dissertation gab Manfred Kany 1959 das international anerkannte Fachbuch „Berechnung von Flächengründungen“ heraus, das in der erweiterten zweibändigen Ausgabe von 1974 auch heute noch als Standardwerk für die Auslegung von Flächengründungen gilt.
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Dieses Foto zeigt Prof. Kany so, wie ihn nur wenige kennen, aus den Anfängen seines kreativen Wirkens mit viel „Biss“ und der Vision, etwas ganz Neues durch die Entwicklung und Anwendung der gerade aufkommenden Computer-Rechenprogramme zu schaffen!
Als Ergebnis seiner über fünf Jahrzehnte unermüdlich fortgesetzten Forschungsarbeiten schrieb Kany zahlreiche Beiträge zu nationalen und internationalen Tagungen, zu Fachbüchern sowie Einzelveröffentlichungen. Er befasste sich insbesondere mit Flachgründungen und deren numerischer Berechnung. Hierfür entwickelte er Programme wie GEOTEC sowie auch zu anderen geotechnischen Problemen wie der Standsicherheit von Böschungen. Kany hat mit El Gendy von 1991 bis 1994 das Programm ELPLA zur Berechnung von elastischen Gründungsplatten mit verschiedenen Berechnungsverfahren neu entwickelt. 2006 sind zusammen mit El Gendy und Hanisch KPP-Gründungen in ELPLA integriert worden, das der Fachwelt sehr früh eine Möglichkeit bot, der komplexen Interaktion bei Kombinierten Pfahl-Plattengründungen näher zu kommen.
Im Bereich der Baugrunduntersuchung hat Kany als Begründer und Leiter des Arbeitskreises AK 2b (DGEG) und später NABau 05.11.00 „Baugrund, Bohrmethoden und Entnahmegeräte“ zur DIN 4021 bereits 1971 den Grundstein für die Ausbildung der Bohrgeräteführer gelegt. Diese Ausbildung und Qualifizierung, die seit 1983 vorgeschrieben ist, qualifizierte in der Fortsetzung mit der Fachkraft nach DIN EN ISO 22475 bundesweit die Bohrgeräteführer.
Die Ausbildungsrichtlinien, die Kany geschaffen hat, sind heute sowohl im europäischen als auch im ISO Bereich Vorbild für die Qualifikationen von geotechnischem Fachpersonal im Bereich der geotechnischen Felduntersuchungsnormen. Für seine herausragenden Verdienste im Bereich der Normung wurde Kany deshalb die Ehrennadel des DIN verliehen. Kany bot Gastwissenschaftlern aus zahlreichen Ländern der Dritten Welt Gelegenheit, im LGA-Grundbauinstitut in der Forschung und in der Praxis ihre Kenntnisse auf dem Gebiet der Geotechnik zu vertiefen. Ab 1977 hielt er als Honorarprofessor an der Universität Erlangen-Nürnberg Vorlesungen im Fach Geotechnik.
Neben seinen vielseitigen Verpflichtungen als Mitglied des LGA-Direktoriums, als Leiter des LGA-Grundbauinstituts und als Lehrbeauftragter führte Kany zahlreiche Fortbildungsveranstaltungen durch, in denen er sein umfangreiches Fachwissen an jüngere Kollegen weitergab. Auch nach seiner Pensionierung veranstaltete Kany bis ins hohe Alter Fachseminare zu geotechnischen Spezialfragen. Einen besonderen Dienst erwies Kany der deutschen Wirtschaft auf dem Gebiet des Sachverständigenwesens, indem er die Bildung eines für die gesamte Bundesrepublik tätigen Sachverständigen-Fachausschusses für „Bodenmechanik, Erd- und Grundbau“ (derzeitiger Titel: „Erdbau, Grundbau, Felsbau“) anregte. Der Ausschuss wurde bei der IHK Nürnberg für die bundesweite IHK-Anerkennung eingerichtet und führte unter Kanys Leitung in den Jahren von 1979 bis 1998 die Überprüfung der erforderlichen besonderen Sachkunde, der auf dem Gebiet der Geotechnik öffentlich bestellten und vereidigten Sachverständigen durch, die auch nach Kanys Ausscheiden fortgesetzt wurde. Seit 1952 war Kany Mitglied des 1949 gegründeten Arbeitsausschusses 1 „Berechnungsverfahren“ des DIN NA Bau/Baugrund und der Deutschen Gesellschaft für Erd- und Grundbau (heute DGGT).
Die im Arbeitsausschuss „Berechnungsverfahren“ bearbeiteten Normen DIN 4018 „Sohldruckverteilung (Flächengründungen)“ und besonders DIN 4019 „Setzungsberechnungen“ tragen bis heute seine Handschrift. Mit der Herausgabe des unter seiner maßgeblichen Mitwirkung entstandenen DIN-Fachberichts 130 „Wechselwirkung Baugrund/Bauwerk bei Flachgründungen“, rundete sich sein geotechnisches Lebenswerk ab. Aktiv hat Kany den Arbeitsausschuss „Berechnungsverfahren“ über 50 Jahre bis Mai 2002 begleitet.
Das Leben von Prof. Kany war von unermüdlicher, disziplinierter und erfolgreicher Arbeit für die Geotechnik geprägt. Seine Beiträge zu den geotechnischen Normen, zu den von der DGGT herausgegebenen technischen Empfehlungen und zu den Veranstaltungen der DGGT sind von nachhaltigem Wert für die Fachwelt. Alle Kollegen, die Gelegenheit hatten, mit Kany zusammenzuarbeiten und von ihm zu lernen, blicken mit Dankbarkeit und Anerkennung auf die Lebensleistung dieses begnadeten und doch so bescheidenen Ingenieurs, die mit der Erinnerung an seinem 100. Geburtstag nicht zu Ende gehen wird.
Mohamed El Gendy
Jürgen Hanisch
Hartmut Schulz
Richard Herrmann

GEOTECHNIK 3 2022

25

Anniversary

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In 2014, GEOTEC Software Inc. was re-incorporated in Canada to continue developing GEOTEC Office suite.

GEOTEC Office Authors:  Prof. M. El Gendy and Dr. A. El Gendy

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